Dienstag, 19. April 2016

Die Entscheidung war dann doch rasch gefällt!

                                                                                                                    


Die Entscheidung war dann doch rasch gefällt!


Nur die Realisierung war dann wieder was ganz anderes.

An erster Stelle steht wie immer in den letzten 20 Jahren meine Familie! Wie gewöhne ich Sie daran, dass ich dann einfach eine Zeit lang nicht da bin? 

Da kam in mir mal wieder meine Idee auf, komplett von zu Haus weg zum österr. Jakobsweg zu laufen und dann in Purkersdorf am Jakobsweg einzusteigen hmm

Aber wie komm ich als Orientierungsloses Weiblein heil dorthin, wenn es nirgends Muscheln oder ähnliches zur Orientierung gibt? 
Aber ich wär nicht ich wenn ich nicht schon fast wieder eine Lösung hätte, eben der ewige Optimist! ……es gibt immer eine Lösung!

Es muss ja wohl auch Routenführer für Wanderer geben, dachte ich mir in einer schlaflosen Nacht, die leider sehr oft habe.                                                  Und siehe da in den nächsten Tagen machte ich mich im WWW auf die Suche danach und das blinde Huhn fand was sie suchte.   
Jubel,wieder was positiv erledigt!          
                     
Das nächste Problem war wie viele km soll eine Etappe den überhaupt dauern, was kann ich schaffen? Ich als Flachländlerin, die manchmal schon bei den Stiegen steigen schnaufft? Aber nach längeren suchen und ausprobieren diverser Wander-Routenplaner bin ich bei meinem Favoriten auf eine geniale Funktion drauf gekommen , Frau kann auch einstellen wie geländegängig sie persönlich ist! Da war aber das wie lange, noch immer nicht geklärt. Da ich ja vor Jahren schon mal meine erste Etappe gelatscht bin, habe ich an Hand dieser und meiner schlauen Büchlein mal so überhapps zu berechnen begonnen! 

Dabei stellte ich fest oh mein Gott, da bin ich aber echt dahin gekrochen. 
Aber das schieb ich jetzt einfach mal auf meinen damaligen Begleiter unseren Familienhund, der meinte er müsse unterwegs noch ein Bad nehmen, dann halt auch seinen Bedürfnissen nachkommen und man ist ja ein fürsorgliches Frauli den gefüttert muss der Herr ja auch zwischen durch werden vom Trinken ganz abgesehen!
Also das hat ja alles mächtig Zeit gekostet und da ich auf Grund des Alters unseres Wuffs alleine weiter maschiere, werd ich deutlich schneller sein nehm ich jetzt mal ganz optimistisch an! 
Aber wie geht es dann weiter wenn ich endlich AM Weg bin? 
Kann ich Mehrtagesetappen überhaupt durchziehen? 
Ich hab ja noch eine Familie! 
Aber mal ganz egoistisch, ich war in den letzten Jahren auch oft allein mit der Meute gut mein Mann hat es sich sicherlich nicht freiwillig für das Anorysma gemeldet. Trotzdem war er oft Wochenlang weg! Und eigentlich denk ich das ich mir jetzt auch mal eine Auszeit verdiene, oder? 
Ja genau diese oder höre ich oft!
Für manche ist das so unverständlich, wieso machst du das?                        
Das ist ja viel zu gefährlich, du allein als Frau? 
Oh mein Gott hast du viel Zeit, dir muß ja fad sein hab ich auch schon gehört! Aber es gibt auch die verständnisvollen die es spannend finden was daraus wird! Leider aber sehr oft die verständnislosen schrägen Blicke die es mir weder zutrauen, noch zugestehen das ich mir jetzt ganz egoistisch die Zeit für mich nehm! 
Den die Blicke mancher Zeitgenossen sind oft sehr motivierend! 
Mit jedem "nein die schafft das nie" Blick, auf meinem wohlgeformten Körper spürend motivieren sie mich immer ein Stückerl mehr! Und ja ich weiß das ich´s schaffe und sicher nicht mit Bus und Zug es seiden zum Heimfahren. Mittlerweile hab ich mir schon einige Reiseführer zugelegt und meinen Pilgerpass bestellt! Übrigens Jakobspilger grüßen mit Buen Camino.                                                                                                       
Die Reiseführer waren wieder meine Abendlektüren den tagsüber bin ich ja hauptberuflich MUTTER und FRAU! Das heißt meinen vier Männer fast alle Wünsche von den Augen abzulesen und sie auch gegeben falls an ihre Pflichten zu erinnern. Wie ihre Tiere zu versorgen. Den sie sind alt genug um Verantwortung zu übernehmen, Blödsinn machen können sie ja auch schon perfekt! Mein Schatz ist zum Vergleich zu den Helden eh ein ganz ein Lieber, den er unterstützt in fast allen Belangen aber manchmal ist er halt auch nur ein Mann! So zum Beispiel beim Thema Romantik ist er so was von blind, da übersieht er jeden dezenten weiblichen Hinweis mit Bravour! Ein Mann eben aber bei meinen Spinnereien steht er dafür wieder voll hinter mir, die Bedohnung liegt auf der Optik. Aber er ist ein ganz ein süßer, hilft mir wo er kann. In der Zeit meines Niedergangs hat er den kompletten Familienalltag geschupft, vom Haushalt bis zu den Terminkoordinationen von fünf Menschen. War sicher nicht immer einfach, aber das hat er wirklich gut gemacht! 
Ich wiederum hab daraus gelernt, meine Wünsche nimmer durch die Blume sondern direkt zu äußern.
Aber zu meinem Jakobsweg zurück, ja es fühlt sich total richtig an ihn zu gehen!


















Etappe 2 "Vorfreude"

Etappe 2 "Vorfreude"

Meine bessere Hälfte legte sich nach seine Nachtschicht in das wohlig warme Betterl und die Peregrina, watschelte ganz aufgeregt richtung Bahnhof.
Nächster Halt Neunkirchen, da war ich schon so mega aufgergt das es nun endlich weiter geht das mein Körper ein bisserl verückt spielte. Aber nix da, den sogenannten inneren Schweinehund(SH) gab ich kein Gehör! Bei dieser Etappe von geplanten 25km!!!! von Neunkirchen nach Steinabrückl hatte ich Begleitung von einer lieben Freundin. Es fing ab dem Start schon schmerzhaft an, nur wollte ich mich nicht kleinkriegen lassen vom SH und kämpfte mit tapfer weiter mal ging´s besser mal schlechter aber es ging.


Durch den Föhrenwald den Bahngleisen entlang bis zu einer Abzweigung links, Richtung St. Egyden das war in meinem Kopf abgespeichert. Meine Begleitung mittels App voll Routenmäßig ausgestattet und ich mit meiner altmodichen Landkarte und dem Kopf eben. Da war dann eine Abzweigung und wir überlegten, gingen aber dann doch noch ein Stück gerade weiter. Plötzlich war da mitten im Wald einen Wohnsiedlung. Weil diese auch schräg weiter ging folgten wir dem Verlauf und auf einmal bemerke ich etwas, was ich hier nie vermutet hätte! Ein Schild mit der Muschel und dem Schriftzug "Camino de Santiago" auf einem Zaun montiert! Ich bin gehüpft vor Freude, da musste ich mein Handy zücken und das natürlich festhalten. Das würd uns sonst keiner glauben, oder?


Nach diesem Highlight ging es weiter durch Wald, Felder und Straßen über Weikersdorf nach Bad Fischau-Brunn. Da war dann diese Mauer bei der man schon gefühlte hundertmal vorbei gefahren ist und sich immer gefragt hat, was ist da wohl dahinter? Bei meiner Körpergröße war es mir ein leichtes darüber zu gucken, als dann auch meine Begleitung den Teich entdeckte war auch für sie der Tag gerettet. 



Anschließend sind wir weiter Richtung Wöllerdorf gewandert und ab da war die Autobahn und der Lärm unser ständiger Begleiter. Zwischen Wöllersdorf und Steinabrückl getrauten wir uns eine Pause einzulegen und prompt meinte Petrus wir sollten hurtig weiter gehen, um seinen Regentropfen zu entfliehen. 



Na bitte das haben wir dann auch so gemacht. Weil wir so super in der Zeit lagen sind wir statt Steinabrückl gleich bis nach Hölles weiter marschiert, zwischendurch hörten wir zum Autobahn gebrumme dann auch noch parallel Schüsse von einem Schießplatz. Auf dem Weg nach Hölles haben wir da ein Marterl entdeckt und aufgrund der Schüsse im Hintergrund und meiner Kurzsichtigkeit, sah es von der Weite für mich wie ein Marterpfahl aus.
Ich konnte es zum Schluss fast nicht glauben das es schon zu Ende ist! Aber da die Schmerzen in der Hüfte noch immer nicht verschwunden waren, war ich dann doch über das erreichte Ziel und unser Shuttleservice sehr froh und dankbar!